Am 17. November 2024 besuchten Mitglieder unseres Fördervereines, Mitglieder der Jüdischen Gemeinde und Gäste die im Jahr 2023 eingeweihte neue Synagoge in Dessau.
Gemeindemitglied, Frau Helga Sokolova nahm uns mit ihren engagierten und inspirierenden Bericht mit in die Geschichte dieses Gotteshauses. Genaugenommen ist es bereits der fünfte Synagogenbau in der Stadtgeschichte Dessaus. Noch heute klanghafte Namen sind mit der jüdischen Gemeinde in Dessau verbunden. So gehörte einst auch der Philosoph Moses Mendelssohn dazu. Zu den Vertretern der 1929 gegründeten Moses Mendelsohn-Stiftung gehörten neben Familiennachkommen auch namhafte Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Walter Gropius, der damalige Oberbürgermeister von Dessau Fritz Hesse, Hugo Junkers, Max Liebermann, Max Planck, Eduard Spranger und Arnold Zweig.
Im benachbarten Gemeindehaus wuchs der Komponist Kurt Weill auf. Sein Vater war Kantor der Jüdischen Gemeinde.
Der 1908 geweihte Vorgängerbau der heutigen Neuen Synagoge wurde in der Pogromnacht am 09. November 1938 geplündert und in Brand gesteckt. Das heilige Inventar samt Thora-Rollen wurde vernichtet.
Von 1988 an erinnerte eine Stele an die Stätte jüdischen Lebens.
Erst am 1. August 1994 gründeten hauptsächlich Einwanderer aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion (darunter 80 % aus der Ukraine wieder eine formelle jüdische Gemeinde, die dem Landesverband jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt angehört und nunmehr etwa 290 Mitglieder (plus etwa 130 Familienangehörige) hat.
Der erste Neubau einer Synagoge seit dem Ende des zweiten Weltkrieges in Sachsen-Anhalt wurde durch eine Mischfinanzierung von Bund, Land, Stadt, Gemeinde, Privatspenden, Stiftungen u.a. ermöglicht. Im Oktober 2023 fand die feierliche Weihe statt.
Thorarollen und Kultgeräte kamen als Spenden dazu.
Endlich gibt es wieder eine Heimstatt für jüdisches Leben, auch in Dessau.
Die Freude darüber kam nicht nur im Bericht von Frau Sokolova über das heutige jüdische Leben in Dessau zum Ausdruck, auch der Schmerz über ansteigenden Antisemitismus in unserem Land spielte bei den Fragen und Antworten in unserer Gruppe eine gewichtige Rolle.
Neben dem eigentlichen Rundbau, der der Thorarolle nachempfunden ist, gibt es auch ein Foyer, was für jedwede Art von Zusammenkunft, Veranstaltungen, Konzerten, Lesungen vorgesehen ist.
So konnten wir uns, noch vor der am Nachmittag vorgesehenen Eröffnung die Ausstellung der Dessauer Künstlerin Esther Melchior mit jüdischen Wurzeln ansehen. In ihren Bildern verarbeitet sie das Schicksal ihrer väterlichen Familie, die als Jüdinnen und Juden die Nazizeit nicht überlebten.
Dieses Beispiel ist eines von den unzähligen Berichten von Menschen, deren Leben von Leid und Tod, verursacht durch die Nazi-Barbarei bis heute Schicksale beeinflusst. Dieses Wissen ist uns Auftrag und Verpflichtung, allen Tendenzen der Verharmlosung oder gar Verleugnung der schrecklichen Geschehnisse zur Ausrottung jüdischen Lebens entschieden entgegenzutreten.
Der Besuch der Neuen Synagoge Dessau hat uns gestärkt und ermutigt in unserem stetigen Eintreten für Toleranz und Vielfalt. Antisemitismus und Rassismus, jegliche Ausgrenzung dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Das sind wir nicht nur den Opfern schuldig, sondern auch der heutigen und zukünftigen Generationen.
Nach einem Stadtrundgang unter ortskundiger Führung versammelten wir uns zum gemeinsamen Mittagsessen – eine gute Gelegenheit für besseres Kennenlernen, Netzwerken und für intensive Gespräche.
Dank der finanziellen Unterstützung durch die MONOM-Stiftung konnte der Förderverein teilweise die Fahrtkosten sowie die Führung in der Synagoge übernehmen.