[ Gastbeitrag von Dr rer. nat. Benjamin Barth, IP-Building.de ] Honig ist eines der ältesten Lebensmittel der Menschheit und wurde laut spanischen Höhlenmalereinen schon vor mindestens 8000 Jahren vermutlich von wild lebenden Honigbienen aus Felsspalten und hohlen Bäumen gewonnen. Seit Beginn der kulturellen Entwicklung spielen Bienen und Honig auch eine bedeutende Rolle in religiösen Traditionen und Mythologie. So wird das hebräische Wort für Biene, dəvôrāh (Debora), als Tier der Bibel im Alten Testament mehrfach erwähnt, wie z.B. in der Geschichte von Simson und den Bienen, die auf dem Kadaver eines Löwen Honig herstellen. Seit der spektakulären Entdeckung von antiken Bienenstöcken, im Jahre 2005, nahe der Stadt Tel Rehov bei Beit Schean, eine der wichtigsten Städte des biblischen israelitischen Königreiches, wissen wir, dass Bienenhonig bereits seit fast 1000 Jahren vor Christus zur Zeit König Salomos durch imkerliche Haltung der anatolischen Honigbiene gewonnen wurde. Die Honigbiene, Apis mellifera, ist somit eines der ältesten Nutztiere der Das biblische Kanaan, das Land, in dem Milch und Honig fließen. Menschheit, und das antike Land Kanaan, auf dem Gebiet des heutigen Israel und Palästina macht seinem mythologischen Namen als „Das Land, in dem Milch und Honig fließen“ alle Ehre. In der Thora der hebräischen Bibel finden wir diese Metapher häufig in den Büchern Mose für das Gelobte Land der Juden, welches Abraham und seinen Nachkommen auf der Flucht vor den Ägyptern versprochen war. Das Wort Debora (hebr. Biene), welches den Wortstamm Dbr für Redegewandtheit und Weisheit enthält, ist im Alten Testament außerdem als Frauenname zu finden. So heißt Debora die Amme Rebekkas, der Frau Abrahams, oder die Prophetin Debora, die entscheidend zum israelischen Sieg über das kanaanäische Heer, und somit zum Einzug der Juden in das „Das Land, in dem Milch und Honig fließen“ beigetragen hat.
Nicht zuletzt wird Honig in der Bibel oft für seine belebende Wirkung als Elixier Gottes erwähnt. In diesem Sinne wird in uralter Tradition bis heute zum jüdischen Neujahrstag, Rosch‐Haschana, Apfel mit Honig verspeiset. Dies symbolisiert ein süßes neues Jahr, wobei süß für wertvoll, glücklich und geborgen steht. Generell steht Honig an hohen jüdischen Feiertagen in Form von süßem Gebäck oder auf Brot, über welches der Hamotzi-Segen gesprochen wird, auf dem Tisch. Obwohl die Biene im jüdischen Brauch als nicht koscheres Tier gilt, wird Honig dennoch als hohes, zum Verzehr geeignetes Lebensmittel betrachtet, da er nicht von der Biene selbst produziert, sondern aus pflanzlichem Nektar verarbeitet wird. Die traditionell hohe Bedeutung von Honig ist nicht verwunderlich. Über Jahrtausenden war Honig der einzige Süßstoff, der sich durch seinen hohen Zuckergehalt auch so effektiv als Konservierungsmittel eignet, dass ein Topf Honig aus dem antiken Kanaan sogar heute noch genießbar wäre! Außerdem ist die antiseptische und fiebersenkende Wirkung von Honig und Propolis, einem von Bienen hergestellten Produkt aus Honig und Baumharz, schon seit der Antike bekannt. Bereits der Arzt der Antike, Hippokrates, schwor darauf. Dies resultiert aus durch die Bienen beigesetzten antibakteriellen und antiviralen Substanzen. Darüber hinaus sind Bienen für die Bestäubung aller Blütenpflanzen wesentlich, und erbringen damit für uns, unsere Nutztiere und den Rest der Natur seit je her einen unersetzbaren Dienst. Heute sind diese faszinierenden Tiere aufgrund von intensiver Landwirtschaft und Pestiziden bedroht. Mit ihnen würden wir einen bedeutenden Teil unseres kulturellen und religiösen Erbes sowie einen großen Teil unserer Ernährungsgrundlage verlieren.
Kontakt : Dr. rer nat Benjamin Barth, Mail : Barth@ip-building.de Die IP-Gruppe, hier das Netzwerk IP-Dialog.de fördert und unterstützt, inklusiv für alle Generationen, Dialoge, Iniativen in verschiedenen Ausrichtungen, um gemeinschaftlich ökonomische, ökologische und soziale Innovation anzustiften und in der Umsetzung zu begleiten. Siehe auch: http://www.ip-building.de/w/18573/lernorte-bienen-und-lebensraume/