Eigentlich ist er Doktor und hoch geschätzter Elektroingenieur, Informatiker und Physiker – Wissenschaft, Forschung und Lehre sind seine Instrumente, New York University, University of California, Berkeley und die Aristoteles Universität von Thessaloniki seine geographischen Räume.
Doch die Interessen und Domänen des gebürtigen Atheners, wie jüdischen Bürgers von Thessaloniki Paul Hagouel gehen über seine naturwissenschaftlichen Spezialgebiete hinaus, was er mit seinem aufschlussreichem Vortrag „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der jüdischen Gemeinden in Griechenland“ am 10. Dezember im Ariowitsch-Haus unter Beweis stellte.
Nach einem Schlüsselerlebnis als 19-jähriger Student mit einem griechischen Brezelverkäufer irgendwo in New York begann Hagouel sich intensiver mit der jüdisch-griechischen Geschichte und dem Prozess ihres Vergessens auseinander zu setzen. „And I mistook you for Jews!“ – „Und ich hatte euch erst für Juden gehalten!“, entgegnete ihm und seinem Cousin damals der Verkäufer, als sie auf Griechisch Brezeln bestellten und ihm ihre gemeinsame Herkunft verrieten.
Paul Hagouel thematisiert seither die historiographischen Lücken griechischer Geschichte und erinnert an die Entwicklung des Lebens jüdischer Griechinnen und Griechen – so auch mit seinem Vortrag im Ariowitsch-Haus. Am Beispiel der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki in Vergangenheit und Gegenwart konnte er einen wichtigen Blick auf das kaum rezipierte jüdische Leben in Griechenland werfen.
Mit seinem Besuch in Leipzig vertrat Hagouel stellvertretend seine Gemeinde als eines der Mitglieder_innen des Netzwerkes zwischen den Jüdischen Gemeinden der Leipziger Partnerstädte und der hiesigen Israelitischen Religionsgemeinde.