Mai 1999 Die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig unter dem damaligen Vorsitzenden Aron Adlerstein wendet sich in einem Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig mit der Bitte um ein Gespräch zu einem möglichen Neubau einer Synagoge und eines jüdischen Gemeindezentrums.
Juni 1999 Das Gespräch beim Oberbürgermeister findet im Beisein des Landesrabbiners Dr. Almekias-Siegl, Aron Adlerstein und Rolf Isaacsohn als Vorstände der IRG und auf städtischer Seite des Finanzdezernenten, der Leiterin des Kulturamtes, der Leiterin des Referates Internationale Beziehungen und des Leiters des Büros für Ratsangelegenheiten (Protokoll) statt. Im Gespräch spricht
der OBM von einer „Bringschuld der Stadt Leipzig gegenüber der Israelitischen Religionsgemeinde“. Über das weitere Verfahren und die Zuständigkeit innerhalb der Stadtverwaltung soll die Gemeinde informiert werden.
1999/2000 In der Dienstberatung des OBM wird das Dezernat Kultur mit der Federführung des Projektes betraut. Es finden monatliche Zusammenkünfte mit Vertreter_innen der Gemeinde beim Beigeordneten für Kultur statt. Im Mittelpunkt steht die Suche nach einem geeigneten (städtischen) Grundstück und die Gründung eines Fördervereins.
September 2000 Es werden zahlreiche städtische und private Grundstücke in Augenschein genommen. Nach intensiver Beratung innerhalb der Gemeinde wird das Projekt geteilt in: Erweiterung der Platzkapazität in der vorhandenen Synagoge Keilstraße 4 und Bau eines Begegnungszentrums. Die Gemeinde schlägt vor, das in ihrem Besitz befindliche Gebäude Auenstraße 14 (heute Hinrichstenstraße 14) zu einem Begegnungszentrum auszubauen. Das mit dem Umbau der Synagoge beauftragte Architekturbüro Ilg/Friebe/Nauber legt dafür erste Entwürfe vor.
Dezember 2000 Am 19.12.2000 wird der „Synagoge und Begegnungszentrum Leipzig“ e.V. gegründet. Den Vorsitz übernimmt der Leipziger Autor und Kabarettist Bernd-Lutz Lange. Es wird ein Kuratorium gegründet, dessen erste Mitglieder Herr Dr. Salomon Korn, der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Wolfgang Tiefensee, der Pfarrer der Leipziger Thomaskirche, Herr Wolff und der Superintendent a.D. Friedrich Magirius sind.
Januar 2001 Der Verein nimmt seine Arbeit auf. Am 17.01.2000 findet eine Pressekonferenz statt.
Februar 2001 Der Verein hat 22 Mitglieder. Der Vereinsvorstand trifft sich monatlich. Die Kostenstruktur für das Projekt wird erarbeitet. Die Landeszentralbank Sachsen/Thüringen gewährt dem Verein eine Anschubfinanzierung.
März 2001 Der Vorstand des Vereins spricht beim Oberbürgermeister vor und bittet um die finanzielle Unterstützung durch die Stadt Leipzig. Herr Tiefensee sagt die Erarbeitung einer Beschlussvorlage für den Stadtrat zu. Die Stadt Leipzig will sich mit 3,25 Mio DM (ein Drittel der Kosten) an der Realisierung des Projektes beteiligen.
April 2001 In Abstimmung mit der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig wendet sich der Oberbürgermeister an den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, und bittet um Unterstützung des Projektes durch den Freistaat.
Mai 2001 Der Ministerpräsident sagt die Förderung durch den Freistaat in noch abzustimmender Höhe zu. Der Leipziger Stadtrat beschließt einstimmig die finanzielle Unterstützung des Projektes in der vorgeschlagenen Höhe (3,25 Mio DM).
Juni 2001 Die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig beauftragt das Architekturbüro Ilg/Friebe/Nauber mit der Umbaumaßnahme der Synagoge in der Keilstraße. Das Hochbauamt der Stadt Leipzig begleitet das Projekt.
Oktober 2001 Unter Einladung von 5 Architekturbüros findet ein Auswahlverfahren zum Projekt Begegnungszentrum statt. Das Leipziger Architekturbüro Weis & Volkmann wird favorisiert und mit der Konkretisierung ihres Entwurfes beauftragt.
Dezember 2001 Das Kuratorium des Vereins wird mit einer feierlichen Veranstaltung gegründet. Im gehören 18 Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Religion und Wirtschaft an. Darunter drei ehemalige Leipziger. Der Verein lädt zu einer Pressekonferenz zur künftigen Gestalt des Begegnungszentrums in die Gemeinde ein. Die Gemeinde wendet sich an den Freistaat Sachsen mit der Bitte um eine Finanzierungszusage. Als Fertigstellungstermin für das Begegnungszentrum wird Oktober 2003 angepeilt. Grundsteinlegung soll im Rahmen der Jüdischen Woche 2002 erfolgen.
Januar 2002 Am nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, am 27. Januar 2002, wird die erweiterte und sanierte Synagoge der Gemeinde übergeben. Zur Absicherung der Finanzierung war die Stadt Leipzig in Vorleistung gegangen.
März 2002 Eine Vereinsbroschüre wird erstellt.
April 2002 Zum neuen Vorsitzenden des Vereins wird Herr Dieter Schulte, Direktor der Dresdner Bank Leipzig, gewählt. Herr Lange wechselt auf eigenen Wunsch in das Kuratorium.
Juni 2002 Erstmals treten Schwierigkeiten mit Nachbarn des Gebäudes Hinrichsenstraße 14 auf, die den Zutritt zu ihren Grundstücken verweigern. Dieser ist für bestimmte Untersuchungen nötig.
August 2002 Die Stadt Leipzig erteilt mit Auflagen die Baugenehmigung für das Vorhaben. Sie wird an die einzubeziehenden Nachbarn verschickt. Die Widerspruchsfrist läuft bis zum 28.9.02. Gemeinde und Verein planen den Baubeginn für den 07.10.02.
Oktober 2002 Der Gemeinde werden zwei Widersprüche zur Baugenehmigung bekannt. In einem wird der Aufschub des Baubeginns gefordert. Der Verein hält noch am 02.10.02 am Termin 07.10.02 fest. Als bekannt wird, dass 5 Widersprüche eingegangen sind, wird der Termin in Absprache mit der Gemeinde abgesagt. Der Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig, Herr Dr. Lütke Daldrup, lädt alle in Widerspruch gegangenen Parteien zu einem Gespräch ein. Die Bedenken werden nicht beseitigt. Die Widersprüche werden dem Regierungspräsidium übergeben. Die Architekten arbeiten weiter.
Januar 2003 Die Gemeinde fragt beim Regierungspräsidium nach dem Stand der Verfahren nach. Auskunft: keine Zeitangabe möglich.
Februar 2003 Zwei Widersprüche werden vom Regierungspräsidium abgelehnt. Zur Abarbeitung der übrigen Widersprüche kann kein Termin benannt werden. Der Vereinsvorstand beschließt mit der Gemeinde, den nunmehr für den 16.4.02 vorgesehenen 1. Spatenstich abzusagen.
März 2003 Nachdem alle Widersprüche durch das Regierungspräsidium abgelehnt werden, wird bekannt, dass eine Widerspruchspartei Klage gegen die Stadt Leipzig auf Erteilung der Baugenehmigung gestellt hat. Wegen der noch nicht gesicherten Finanzierung des Projektes – der Verein hat noch nicht einmal ein Drittel seiner zu beschaffenden Summe in Höhe von 800 TEUR aufgebracht – wird über eine „abgespeckte“ Variante für das Begegnungszentrum gesprochen.
April 2003 Nunmehr liegen vier Klagen gegen die Stadt Leipzig vor. Der dritte anvisierte Termin für einen Baubeginn, 19.06.03, wird abgesagt.
Juli 2003 Der Freisaat Sachsen steht zu seiner Zusage und hat die Fördersumme in den Haushalt 2003/2004 eingestellt.
September 2003 Da kein Termin für das Gerichtsverfahren bekannt ist, wird vorgeschlagen, am Grundstück mit bauvorbereitenden Maßnahmen zu beginnen. Es wird so verfahren, nachdem der Freistaat seine Zustimmung zum vorzeitigen Maßnahmebeginn erteilt hat. Nach Aufstellung eines Bauschildes erhält der Oberbürgermeister Briefe von Bürgern aus der Nachbarschaft, die ihre Verunsicherung mitteilen.
Januar 2004 Der Vorstand des Vereins berät über eine öffentliche Informationsveranstaltung in Kooperation mit dem Bürgerverein Waldstraßenviertel. Als Termin wird der 09.03.04 festgelegt.
März 2004 Die Veranstaltung findet in der überfüllten Aula der Leibnizschule statt. Verein, Gemeinde und Bürgerverein Waldstraßenviertel bilden das Podium. Es äußern sich nur Befürworter des Projektes. Bereits vor und auch nach der Veranstaltung gibt es Neueintritte in den Verein. Im Waldstraßenviertel taucht ein Handzettel gegen das Projekt auf.
Mai 2004 Die Klagen werden vom Verwaltungsgericht Leipzig am 10.5.04 abgelehnt. Eine Berufung ist nicht möglich. Zuvor war die Klage auf einstweilige Verfügung (Aussetzen der Baugenehmigung) ebenfalls abgelehnt worden. Der Klageführer hat daraufhin Beschwerde beim OVG Bautzen eingereicht.
Juli 2004 Die Leipziger Volkszeitung berichtet, dass die Beschwerde vor dem OVG zurückgezogen wurde und der Weg für das Begegnungszentrum nunmehr frei ist. Der Vorstand des Vereins erfährt, dass ein Klageführer aus der Hauptverhandlung gegen die Nichtmöglichkeit der Berufung Beschwerde beim OVG eingereicht hat. Eine Information, ob dieser stattgegeben wird, liegt nicht vor. Der Freistaat signalisiert seine Bereitschaft, das Fördergeld in das Jahr 2005 zu übertragen – falls nötig. Die Stadt Leipzig stellt ihre Restsumme bei Bedarf zur Verfügung.
Ende 2004 Der Verein erfährt, dass das Gericht die Berufung zulässt. Wann das Klageverfahren stattfindet, ist ungewiss.
Januar 2005/März 2005 Der Vorstand des Vereins plant ungeachtet des ungewissen Baubeginns neue Aktivitäten für die Öffentlichkeit. Dieses wird auf der Mitgliederversammlung am 8. März von den Anwesenden nachhaltig unterstützt. U.a. ist im Rahmen der Jüdischen Woche im Juni 2005 ein Bürgerfest um das Begegnungszentrum geplant.
Juni 2005 Das Bürgerfest findet am künftigen Begegnungszentrum als Abschluss der Jüdischen Woche mit ca. 450 Teilnehmern und großem Erfolg statt.
Juli 2005 Seit 2001 sind durch Spendenaktionen über 180.000 EURO gesammelt worden. Thomaspfarrer Christian Wolff übergibt dem Verein einen Scheck über mehr als 5.000 EURO aus dem Erlös eines Benefizkonzertes in der Thomaskirche.
August 2005 Das Sächsische Oberverwaltungsgericht verhandelt die Klage Ende August 2005. Die Klage wird abgewiesen. Die Baugenehmigung hat damit Bestand.
November 2005 Das OVG teilt mit, dass das Urteil vom August 2005 mit dem 19.11.05 rechtskräftig ist.
April 2006 Am 16.04.2006 konnte der Spatenstich für das Kultur- und Begegnungszentrum „Ariowitsch-Haus“ stattfinden.
Mai 2009 Eröffnung des Begegnungszentrums unter breiter Teilnahme der Öffentlichkeit
Bis heute finden im Ariowitsch-Haus laufend vielfältige und vielseitige Veranstaltungen statt, die das kulturelle und religiöse Leben in ganzer Breite widerspiegeln. Oft nutzen zudem andere Vereine die unterschiedlichen Räumlichkeiten für Benefiz-Veranstaltungen und tragen damit dazu bei, dass das Ariowitsch-Haus zu einer anerkannten Adresse im kulturellen Leben der Stadt Leipzig avanciert.
Das aktuelle Programm kann unter www.ariowitschhaus.de abgerufen werden.
Der Förderverein setzt seine unterstützende Arbeit fort und wirbt um weitere Mitglieder sowie willkommene Spenden.