Vergangenheit wahrnehmen, der Zukunft demokratisch begegnen Fahrt in die Ghetto-Stadt Theresienstadt

Durch bedrückende Blicke in die Vergangenheit einer von Nationalsozialisten missbrauchten Stadt wurden Menschen aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen mit den Gefahren und Herausforderungen der Gegenwart konfrontiert und ihrer Verantwortung für diese und für die Zukunft unserer Gesellschaft bewusst gemacht. Der leider immer wieder aufflammende Antisemitismus ist uns Mahnung und Aufgabe zugleich beim Eintreten für eine Gesellschaft der Würde, der Toleranz und der Vielfalt.

Dank der Monom-Stiftung konnte das konkrete Erleben bei der Tagesfahrt nach Theresienstadt anhaltende Wirkung, z.B. durch neue Netzwerkbildung entfalten.

Am 02.06.2024 führte eine Tagesfahrt 23 Menschen aus dem Förderverein, der Jüdischen Religionsgemeinde sowie von Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung von Leipzig nach Theresienstadt.

Während der Anreise wurde die Gruppe über die Geschichte der Stadt, insbesondere während ihrer Besetzung durch die Nationalsozialisten mit Schwerpunkt der Schicksale von Leipziger*innen, die dorthin deportiert wurden, informiert. Für die Mehrzahl von Ihnen war dieser Ort eine Zwischenstation für eine weitere Deportation in ein Todeslager oder ihre letzte Lebensstation.

Zudem wurde in die kürzlich vom Leipziger Stadtrat verabschiedete Antisemitismus-Strategie mit ihren konkreten Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Initiativen eingeführt sowie über konkrete Projekte der Stadt zur Aufarbeitung der Vergangenheit (Besuchsprogramm für ehemalige Jüdische Leipziger*innen aus aller Welt) berichtet.

Diese Einstimmung schaffte eine gute Voraussetzung für weitergehende Gespräche in der Gruppe, die durch ihre diverse Zusammensetzung eine spannende Grundlage für zukünftige Netzwerkbildung ermöglichte.

Obwohl die ursprünglich vorgesehene Mitreise des als Kind deportierten Leipziger Zeitzeugen Rolf Isaacsohn aus persönlichen Gründen leider ausfallen musste, war dieser durch die Vorstellung seines persönlichen Eintrages durch einen kürzlich erst gefundenen Eintrag im Poesiealbum einer Kinderbetreuerin gegenwärtig.

Der Besuch des Ghettomuseums – einst als Heim für Jüdische 10-15-jährige Jungen genutzt- machte durch die Vielzahl von Dokumenten und persönlichen Devotionalien der Opfer die Grausamkeit der Judenverfolgung realistisch und emotional erfahrbar.

In einem Teil der Festungsanlagen integrierten Kolumbarium (Aufbewahrung der Urnen mit den eingeäscherten Resten der Opfer des Ghettos) gedachten wir insbesondere der Leipziger Opfer.

Besonders eindrücklich und emotional belastend wirkte die Führung durch die Kleine Festung, die für Gegner des Naziregimes als Polizeigefängnis der Prager Gestapo diente.

Da wir leider die Schülergruppe nicht für unsere Fahrt gewinnen konnten, ergeben sich Veränderungen in der Finanzplanung, die mit der Monom-Stiftung vorher abgestimmt waren. Das Restgeld, sowie die Eigenmittel des Vereines werden für den bereits in der Planung befindlichen Besuch der neuen Synagoge in Dessau verwendet.

Der Illustration zu Ziel und Zweck dieser Fahrt sollen Stimmen einiger der Teilnehmenden dienen:

Mitglieder der Jüdischen Gemeinde:

„es ist fast eine Woche her, nachdem Sie Ihren Ausflug nach Theresienstadt organisiert hatten. Trotzdem bin ich immer noch beeindruckt von dieser Tour. Ich habe als Teilchen des jüdischen Volkes viel gelesen und von den tragischen Ereignissen gehört, die meinem Volk während des Zweiten Weltkriegs widerfahren sind.  Wenn du jedoch an dem Ort anwesend bist, an dem diese tragischen Ereignisse stattgefunden haben, und du alle diesen Schrecken mit eigenen Augen siehst, den die Menschen nur durch die Geburt als Juden erleben mussten , dann hast du ganz andere Gefühle und Emotionen, die mit dieser Tragödie des jüdischen Volkes verbunden sind, und diese Gefühle und Emotionen begleiten mich bis heute.

Jetzt möchte ich Ihnen meine tiefe Dankbarkeit für die Organisation und Durchführung dieser Tour ausdrücken und dass ich dank der Monom-Stiftung kostenlos dabei sein durfte.

Jeder weiß, dass seine Qualität vom Grad der Organisierung einer Veranstaltung abhängt. Die Tour, die Sie am 2.06.24 organisiert haben, wurde von Ihnen auf höchstem Niveau durchgeführt. Die Organisation von kurzen Vorträgen und das Fotovorführung über das Thema der Tour, die während  Reise gemacht wurden, waren so faszinierend, dass ich die Dauer der Reise von Leipzig nach Theresienstadt nicht einmal spürbar spürte“.

„zunächst einmal danke für die Organisation. Es ist wichtig sich die Fehler der Vergangenheit zu vergegenwärtigen um es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen. Als Gesellschaft tragen wir eine Verantwortung auch in historischer Hinsicht.“

„Es war eine äußerst lehr- und austauschreiche Fahrt.“

Vereinsmitglieder:

„Noch einmal danke, dass du diese Reise so gut organisiert hast. Es war für mich beeindruckend, zu sehen, da die Nazis wirklich eine ganze kleine Stadt missbraucht haben. Theoretisch wusste ich es; alleine es zu sehen, ist etwas anderes. So ist es ganz fest verankert bei mir.“

„Auch wenn Du dem Dank entfliehen wolltest, so kommt er Dir nun auf diese Weise hinterher. Lass Dir also von ganzem Herzen danken für all Deine Mühen mit Organisatoren, Sponsoren und Mitreisenden dieser bewegenden Reise. Wir waren beide froh, dass wir dabei sein konnten.“

„Ich habe auch meinen Kindern / meinem Enkel von dieser Fahrt erzählt, und vielleicht werden wir bald mal gemeinsam hinfahren.“

„ Also, nochmal von mir persönlich vielen Dank für das gute und sicher lange nachwirkende Erlebnis.“

Mitarbeiterin der Stadtverwaltung:

„Die Fahrt bot allen Mitreisenden die Möglichkeit, mittels hervorragender fachlicher Begleitung – bereits im Bus und auch vor Ort – von den gräuelhaften Geschehnissen in der Stadt Terezin detailreich zu erfahren und diese einzuordnen.

Den besonderen Leipzig-Bezug stellte der Besuch im Kolumbarium her: das Grab des jüdischen Leipziger Arztes und die in 2023 eingeweihte Plakette der Stadt Leipzig baute die Brücke der unfassbaren Ereignisse in die Gegenwart.

Persönlich werden mir die bedrückende Stille in der gesamten Stadt, die Beschriftungen der Häuser mit einfachen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen und die detailreichen Zeichnungen im Ghetto-Museum der in Terezin inhaftierten Kinder, die von der Sehnsucht nach ihren Familien, Frieden und Freiheit zeugen, besonders schmerzlich in Erinnerung bleiben.“

 

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